Vorbereitungen für den Brexit laufen auf Hochtouren

Der 29. März 2019 rückt immer näher – in nicht einmal 6 Monaten ist die EU-Mitgliedschaft von Großbritannien Geschichte und eine Einigung für die Zeit danach wird immer unwahrscheinlicher. Mays Brexit-Pläne stoßen in der EU auf Ablehnung, und auch in den eigenen Reihen steht die britische Premierministerin immer öfter alleine da. So arbeitet auch der frühere Außenminister Boris Johnson gegen May und versucht die Minister auf seine Seite zu ziehen – sein Rede am Parteitag der britischen Konservativen wurde für viele als eine Art Bewerbung auf den zukünftigen Premierminister gewertet. Die Informationslage über die Zeit nach dem 29. März ist auf beiden Seiten nach wie vor dürftig, und viele Staaten und Unternehmen bereiten sich ihrerseits auf das schlimmste Szenario vor: den Hard Brexit.

Während besonders mittelständische Unternehmen eher auf Zeit spielen und noch immer auf eine, eher unwahrscheinliche, Übergangsregelung hoffen, haben multinationale Konzerne ihre ersten Konsequenzen angekündigt:

  • Toyota wird im Falle eines Hard Brexits die Produktion in Derbyshire einstellen, da der Konzern wichtige Komponenten aus der EU nicht mehr einführen kann.
  • BMW wird die Fertigung in Oxfordshire im April für einen Monat anhalten um die Auswirkungen des Brexits ohne Turbulenzen abwarten zu können. Außerdem ist der Konzern auf der Suche nach Parkplätzen für Lastwagen und Lagerhallen auf beiden Seiten des Ärmelkanals. Um die bürokratischen Hürden nach dem Brexit zu meistern investiert BMW ebenfalls in die eigenen IT-Systeme.
  • Der Börsengang von Aston Martin ist noch nicht gesichert – das Unternehmen möchte die Brexit-Belastungen abwarten.
  • Große Pharmaunternehmen haben bereits eine Brexit Task Force gegründet, um einen Überblick über die Änderungen bei den Genehmigungen und Zulassungen zu haben. Da die europäische und britische Pharmaindustrie eng verknüpft ist, dürfte es diese Branche am härtesten treffen, und die lückenlose Versorgung der britischen Bevölkerung an Medikamenten ist nicht gesichert. Neuerliche Registrierungen und Genehmigungen von Medikamenten wie auch die Mehrkosten durch die Zollverfahren werden diesen Sektor auf beiden Seiten enorm belasten.
  • Der Bankensektor ist ebenfalls stark von der Unsicherheit des Brexits betroffen – ist doch London die Finanzmetropole schlechthin. Bei einem Hard Brexit könnten aus diesem Grund die Geschäfte für europäische Kunden von einem Tag auf den anderen ungültig werden. Viele Bankinstitute haben aus diesem Grund bereits ihren Standort nach Frankfurt verlegt – wie z.B. die Deutsche Bank.
  • Die Deutsche Börse hat eine eigene Projektgruppe ins Leben gerufen, die es zur Aufgabe hat, alle nötigen Lizenzen verfügbar zu halten, um einen reibungslosen Fortgang des Handels zu gewährleisten.
  • Der Reisekonzern TUI, der mehr als 50 Prozent Aktienanteil in Großbritannien besitzt, überprüft bereits ihre Flugrechte in der EU – denn diese sind in der 150 Maschinen großen Flugzeugflotte fraglich.
  • Frankreich wird bis Jahresende 700 zusätzliche Zöllner einstellen. Um Staus und lange Wartezeiten an der zukünftigen europäischen Außengrenze zu vermeiden, werden bereits jetzt Vorbereitungen getroffen. Außerdem wird die Einrichtung einer zusätzlichen Zollabfertigung in Calais erwogen.

Währenddessen hat das „Centre for European Reform“ eine Studie veröffentlicht, die eindrückliche Zahlen liefert: die britische Wirtschaftsleistung ist seit dem Brexit-Votum um 2,5 Prozent geschrumpft. In Zahlen ausgedrückt: die öffentlichen Finanzen haben wöchentlich 500 Millionen Pfund pro Woche weniger zur Verfügung, da sich zahlreiche Unternehmen seit dem Brexit aus Investitionen zurückziehen. Brexit-Befürworter hatten vor dem Votum mit einer Ersparnis von 350 Millionen Pfund pro Woche geworben, die an die EU gezahlt werden. Ob diese Prognosen gehalten werden können, ist also eher unwahrscheinlich.

Genauere zollrelevante Informationen zum Brexit erhalten Sie in unserem Artikel über das letzte e-zoll-Forum: 56. e-zoll-Forum. Das nächste Forum findet 31. Oktober in Salzburg statt, bei dem wir natürlich wieder mit dabei sind, hoffentlich neue Informationen zum Brexit bekommen und natürlich wieder darüber berichten werden!

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