Die US-Strafzölle treten nun auch für die EU mit Juni 2018 in Kraft

Seit März 2018 von US-Präsident Trump bereits angeordnet, treten die US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Produkte nun auch für die EU in Kraft. 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium werden die europäischen Unternehmen in den USA zahlen müssen. Als direkte Folge auf die Verhängung der Strafzölle kletterten die Stahlpreise in den USA aus Sorge um Rohstoffknappheit kräftig nach oben. Warmbandstahl etwa ist pro amerikanischer Tonne in den Vereinigten Staaten um etwa 300 Euro teurer als in der EU. Aus diesem Grund zahlt sich der Export in die USA zurzeit für die europäischen Hersteller von Stahlprodukten noch immer aus.

Die EU-Kommission entschied nun als Folge auf die amerikanische Entscheidung ab Juli ebenfalls Strafzölle auf amerikanische Produkte wie Levis-Jeans, Harley-Davidson oder Whiskey zu erheben. Die Gefahr eines regelrechten Handelskriegs mit den USA wird nicht mehr ausgeschlossen. Auch Mexiko, Kanada und Japan kündigen Vergeltungsmaßnahmen an. Eine Klage bei der Welthandelsorganisation gegen die USA wurde bereits eingebracht. Das ehemalige Bekenntnis zum weltweiten Freihandel und Abbau der Handelsbeschränkungen, das auf diversen G-7-Gipfeln immer wieder erneuert wurde, wird im Juni in Kanada wohl nicht mehr stattfinden.

China reagierte auf die Strafzölle anders: laut mehreren Medienberichten haben sie den USA angeblich angeboten das Volumen der Importe aus den USA um 70 Milliarden Dollar zu erhöhen. Das würde besonders amerikanische Agrarerzeugnisse und Industriegüter betreffen. Ob die USA dieses Angebot annehmen wird, ist noch unklar. Währenddessen hat der US-Kongress von US-Präsident Trump Mitspracherecht bei Strafzöllen verlangt. Der entsprechende Gesetzesentwurf wird von Republikanern wie auch Demokraten unterstützt.

Wie reagieren die österreichischen Stahlproduzenten darauf? Die voestalpine hat auf ihrer Website folgendes Statement abgegeben:
„Es ist bedauerlich, dass die bis zuletzt mit der EU intensiv geführten Verhandlungen zu keinem Umdenken des amerikanischen Präsidenten geführt haben. Die langfristigen Auswirkungen auf das globale wirtschaftliche Gefüge und den Freihandel sind aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar. Als Unternehmen haben wir uns auf alle Eventualitäten vorbereitet und nehmen den Beschluss der US-Administration zur Kenntnis. Faktum ist, dass maximal etwa 3 Prozent des aktuellen voestalpine-Konzernumsatzes von den US-Zöllen betroffen sein können und das wirtschaftliche Risiko für die voestalpine damit selbst in einem Extremfall sehr überschaubar bleibt. Die EU ist nun gefordert, möglichst rasch Maßnahmen einzuleiten, um europäische Hersteller vor Importen mit Dumpingcharakter aus anderen Weltregionen infolge der zunehmenden Abschottung des US-Marktes zu schützen.“ (Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG)1

Laut Aussendung der Wirtschaftskammer sind folgende Zolltarifnummern von den US-Strafzöllen betroffen:2

Aluminium (10%):
  • 7601 – Aluminium in Rohform
  • 7604 – Stangen (Stäbe) und Profile
  • 7605 – Draht
  • 7606 und 7607 – Bleche und Bänder / Folien und dünne Bänder
  • 7608 und 7609 – Rohre / Rohrformstücke, Rohrverschlussstücke und Rohrverbindungsstücke
  • 7616 99 51 60 und 7616 99 51 70 – andere Waren aus Aluminium, gegossen, geschmiedet

Stahl (25%):
  • 7206 10 bis einschließlich 7216 50 – Eisen und nicht legierter Stahl in Rohformen, Halbzeug, Bleche, Walzdraht, Stabstahl, Profile
  • 7216 99 bis einschließlich 7301 30 – Draht, nichtrostender Stahl in Rohformen, Halbzeug, Bleche, Walzdraht, Stabstahl, Profile
  • 7302 10 – Schienen
  • 7302 40 – bis einschließlich 7302 90 Laschen, Unterlagsplatten
  • 7304 10 bis einschließlich 7306 90 – Rohre und Hohlprofile, Andere Rohre
Wie die Zukunft des Welthandels aussieht, darüber sind sich Experten uneinig. Während einige sogar behaupten, dass Amerika mit den Strafzöllen ihre Wirtschaft weiter ankurbeln könnte, sind sich die meisten aber sicher, dass letztlich die US-Bürger Trumps Zölle bezahlen werden müssen. Denn erst in den USA verteuern sich damit die Import-Waren. Die europäischen Firmen sind zurzeit noch recht ruhig und optimistisch, jedoch könnte ein angedrohter US-Strafzoll auf europäische Automobile ein handelspolitischer Supergau sein, denn für VW, Daimler und BMW sind die USA nach China der zweitgrößte Exportmarkt.

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